einige überlegungen zum Anleihenrecht

********************************************************

Exit-Consent-Klauseln bei $-Anleihen

Abgeschickt von alois am 01 Maerz, 2004 um 11:26:41

Aus dem Handelblatt von heute:

"Einige Äußerungen von Lavagna sorgten letzte Woche für Spekulationen, Argentinien könnte eine Schuldenrestrukturierung auch gegen eine Mehrheit der internationalen Anleger erfolgreich abschließen. Lavagna sagte, schon eine Zustimmung von nur 40 oder 50 % der Anleihenbesitzer wäre für Argentinien erfolgreich. "Das heißt, Argentinien wird wahrscheinlich so genannte Exit-Consent-Klauseln benutzen, um die Anleihebedingungen zu ändern", warnt Walter Molano von der US-Investment Firma BCP-Securities. "Vermutlich würde dies auch eine Änderung des Gerichtsstands beinhalten, was historisch beispiellos wäre und wohl in eine Welle von Klagen münden würde."

Exit-Consent-Klauseln ermöglichen es, gleichzeitig mit der Umschuldung die Bedingungen der Altanleihen zu verschlechtern. Im Falle der argentinischen US-Dollar- und Yen-Bonds wäre dazu nur eine Zweidrittelmehrheit nötig. "Die Möglichkeit, mit einer Zweidrittelmehrheit über die Klauseln den Gerichtsstand zu ändern, ist bei den US-Dollar- und Yen-Bonds nicht ausgeschlossen", bestätigt Lerrick. "Das würde aber mit Sicherheit juristisch angefochten: Investoren würden argumentieren, dass die Änderung des Gerichtsstands eine so fundamentale Änderung ist, dass dies zu den Zahlungsbedingungen gezählt werden muss und somit 100 Prozent Zustimmung erforderlich ist."

Bei den US-Dollar- und Yen-Bonds wird nur zur Modifizierung der vier Zahlungsbedingungen (Nominalbetrag, Zinssatz, Laufzeit und Währung) ausdrücklich eine 100-prozentige Mehrheit verlangt. Bei fast allen von Argentinien emittierten Euro-Bonds ist dagegen zur Änderung jeder Anleihebedingung eine 100-prozentige Zustimmung erforderlich. Besitzer von Euro-Bonds sind von diesen Diskussionen demnach nicht betroffen.

Die Stimmenmehrheit besitzt Argentinien bei einer Reihe von Anleiheemissionen bereits. Dies ist der Kreativität von Ex-Wirtschaftsminister Domingo Cavallo bei seiner Schuldentauschoperation mit lokalen institutionellen Investoren im Herbst 2001 zu verdanken. Cavallo nahm damals die gegen Kredite getauschten Papiere nicht endgültig aus dem Markt, sondern hinterlegte sie bei der Zentralbank. Auf diese Weise verfügt die Regierung bei einigen Serien noch über zwei Drittel der Stimmen. Doch auch wenn Argentinien dies nun nutzen und vor allem bei US-Dollar- und Yen-Bonds die Klauseln anwenden könnte, "muss es trotzdem noch eine große Zahl von Anlegern zur Zustimmung bringen", meint Molano. "Das bedeutet, Argentinien muss sein Angebot wahrscheinlich verbessern."

http://www.b-wiebel.de/forum/messages/32965.html

*************************************************